1. Tessalonicherbrief
Der erste Brief an die
Tessalonicher ist der älteste erhaltene Paulusbrief aus dem Jahr 50
n.Chr. und gleichzeitig die älteste Schrift des NT.
Paulus kam bei seiner zweiten Missionsreise nach Tessalonich (das ist
das heutige Saloniki), nachdem er in Philippi seine erste Gemeinde auf
europäischem Boden gegründet hatte.
Die kleine christliche Gemeinde in Thessalonich
besteht offensichtlich in ihrer großen Mehrheit aus Heidenchristen, die
in heidnischem Gebiet lebt.
Die Christen
waren als Glaubensgemeinde nicht anerkannt, hatten nach außen keine
Macht, waren klein, nicht gefestigt und gefährdet. Sie lebten anders als
die Umwelt und wurden wegen ihres Glaubens benachteiligt und bedrängt.
Paulus gibt
Hinweise, wie in einer derartigen Situation christliches Leben möglich
ist. Die Hilfe Gottes wird bewirken, dass die
bedrängte Gemeinde in Glaube, Hoffnung und Liebe lebendig bleiben wird.
Der Grund des
Schreibens dürfte in erster Linie die Sorge um die kleine, junge
Gemeinde gewesen sein und ist daher
Trostschrift,
Mahnung und Belehrung für ein christliches Leben.
Paulus hat die Gemeinde vor nicht allzulanger Zeit
gegründet, sie dann aber zwangsweise verlassen müssen.
Jetzt hat er durch Timotheus neue Nachrichten von der Gemeinde bekommen.
Diese
Nachrichten sind für den Apostel Grund zur Freude und zum Dank.
Er beschreibt
wie freudig das Evangelium von der Gemeinde aufgenommen wurde. Sie haben
sich vom Götzenkult abgewandt und sind so zum Vorbild für andere
Gemeinden geworden.
Da die
Gemeinde die Verkündigung des Apostels als Gottes Wort angenommen hat,
kann sie in den Bedrängnissen bestehen, die sie von ihren Mitbürgern
erleiden muß.
Die zum
Christentum Bekehrten schlossen sich nicht mehr dem Kaiserkult an, da
der der Kaiser wie ein Gott verehrt wurde. Damit standen sie aber
außerhalb des öffentlichen Lebens, weil jede offizielle Tätigkeit und
Feier den Kaiserkult einschloss.
Die Einwohner
von Thessalonich waren romfreundlich eingestellt.
Die Stadt verdankte ja dem römischen Staat und dem römischen Kaiser
ihren Wohlstand. Weil die Christen am öffentlichen Leben nicht
teilnahmen, warf man ihnen vor, gegen die
Staatsgesetze zu verstoßen und einer staatsfeindlichen Religion
anzugehören. Aus diesem Grund wurde auch Paulus
verfolgt.
Er bestärkt
sie in ihrem Tun und bezeichnet die Gemeinde als Auserwählte, und von
Gott Geliebte.
Er ermahnt sie aber auch, sich noch mehr um ein Leben nach Gottes Willen
zu bemühen, in der Bruderliebe noch vollkommener zu werden und ein
rechtschaffenes Leben zu führen.
Diese
Ermahnungen geben nicht nur auf bestimmte Missstände der
Empfängergemeinde Antwort, sondern sind
allgemeiner gedacht. Am Anfang dieses ermahnenden Teiles schärft Paulus
den Lesern ein Leben in Vollkommenheit und
Heiligung ein (4,1-8). Nicht Paulus, sondern Jesus, der
Herr, gibt diese Anweisungen. Dadurch wird die Verbindung gelegt
zur Annahme des Evangeliums und der Taufe. Heiligkeit ist die Entfaltung
des Menschen in und durch die Gnade Jesu. Die Heiligung setzt ein
entsprechendes Verhalten voraus. Paulus nimmt einen anti-heidnischen
Lasterkatalog, um zu zeigen, wie der Christ leben soll:
Er meidet
Unzucht, Götzendienst, Rechtsüberschreitungen und Betrügereien. Der
Christ kann sich wohl sein Heil nicht verdienen.
Wer sich aber nicht von den genannten Lastern abwendet,
handelt heidnisch und entspricht nicht der von Gott geschenkten
Berufung.
Da die Christen von Thessalonich in einer heidnischen Gesellschaft
leben, ist es schwierig, sich am Evangelium zu orientieren.
Im einzelnen
sind folgende Ermahnungen enthalten:
¨
Ermahnung zur
liebevollen Eintracht (5,12f)
¨
Ermahnung zur
Geduld mit den schwachen Gemeindemitgliedern (5,14)
¨
Ermahnung zur
Überwindung des Bösen durch das Tun des Guten (5,15)
¨
Ermahnung zum
ständigen Gottesdienst in Freude (5,16-18)
¨
Ermahnung zum
Leben im Geist (5,19-22
Paulus lobt
die Gemeinde aber auch dafür, wie sehr sie ihr Leben schon geändert
haben und nach Vollkommenheit streben.
Es ist aber
auch zu einer gewissen Verunsicherung in der Gemeinde gekommen, weil
einige Christen schon gestorben sind und das Kommen Jesu und damit das
Ende der Welt unmittelbar bevorsteht. Die ersten Christen lebten in der
Hoffnung die Wiederkunft Christi würde sich noch zu Ihren Lebzeiten
ereignen.
Die
Thessalonicher glauben daher, dass sie selbst als Lebende Zeugen dieses
Geschehens sein werden.
Paulus sagt ihnen, dass die Verstorbenen auch das
versprochene Heil erlangen werden, dass sie auferstehen und gemeinsam
mit den Lebenden für immer beim Herrn sein werden.
Mit
dem Segen für die Empfänger und der Bitte des Paulus um das Gebet der
Thessalonicher, mit dem Gruß und dem dringenden
Wunsch, dass dieses Schreiben allen vorgelesen wird, schließt der
Brief:
„Die Gnade
Jesu Christi, unseres Herrn, sei mit euch!“.
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