Jesus wird am Boden auf dem Kreuze liegend von einem Schergen angenagelt und von einem anderen gehalten. Unter den Umstehenden sieht man Maria, „bei den dröhnenden Hammerschlägen eine Palme der Geduld, ihre Arme dem siebenfachen Schwert entgegenbreitend“, Johannes, Maria Magdalena sowie die Pharisäer, die sich über die Inschrift ärgern. „Seine Brust hob sich hoch empor, die Knie zogen sich gegen den Unterleib … Seine Brust war weit zerspannt und gewaltsam hinaufgerissen, seine Achseln waren hohl und schrecklich ausgedehnt … Unter der hinaufgezogenen Brust war eine tiefe Höhle, sein ganzer Unterleib war hohl und schmal. Seine Glieder waren so gewaltsam ausgedehnt, alle Muskeln und die zerrissene Haut so jammervoll gespannt, dass man seine Gebeine zählen konnte …“ Durch die Marien- und Pharisäergruppe als Repräsentanten der guten und der bösen Reaktion wird die Annagelung Christi moralisch interpretiert. So demonstriert der Streit um die Inschriftentafel geradezu buchstäblich die Einstellung der Pharisäer. Doch auch kompositorisch erscheint die moralische Überhöhung des Geschehens in der Anordnung des Hauptgeschehens und seiner „Resonanz“ in zwei Ebenen übereinander. Diese werden durch das Zentralmotiv des Annagelns verbunden. Die das Hintereinander in ein Übereinander umdeutende Komposition lässt auch in der diagonalen Verkettung ausgebreiteter Hände bedeutsame inhaltliche Bezüge sichtbar werden. Ihr strenges Gerüst hält die drängende plastische Fülle für den Anblick des Betrachters zusammen. |
Betrachtungsgedanken:
Dr. Egon Kapellari (Übersetzung/Translation: Heidi Fink-Steinwender); Dr.
Rittinger
Erstellt am 13.2.2008