Dritte Station – Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
Der zum Tod verurteilte Jesus, Gottessohn und Menschensohn, ist geschwächt durch die Qual, die ihm schon vor dem Beginn seines Kreuzweges angetan worden ist in Verhör, Verspottung und Geißelung. So stürzt er, taumelnd unter der Last des Kreuzbalkens, ein erstes Mal zu Boden.
Dieses Straucheln des Herrn aus körperlicher Schwäche wird zum Trostbild für alle Menschen, denen unverschuldet eine große Last auf Körper und Seele gelegt ist. Zum Trostbild auch für jene Menschen, die schuldhaft straucheln und denen er helfen will, von ihrem Fall aufzustehen. Gnade gegen Schwerkraft.
Die zu Boden ziehende Schwerkraft der Schuld wird überwunden durch die Gnade der Erlösung. Dem Fall folgt das erneute Sich-Erheben, dem Tod folgt das Leben, dem Karfreitag Ostern.
Third Station: Jesus falls the first time
Jesus, the Son of God and the Son of Man, who has been sentenced to death, is weak from the torture to which He has been subdued since His hearing, ridicule and scourging. Therefore, He falls a first time under the burden of the cross. His stumbling as a result of physical weakness has become a symbol of comfort for all who through no fault of their own, carry a heavy physical or mental burden. It is also a symbol of comfort for those who stumble through their own fault and whom He wants to help get back up again. Mercy against the force of gravity. The force of gravity caused by sin which tends to pull one down is overcome by the grace of redemption. The fall is followed by renewed resurrection, life follows death, Easter follows Good Friday.
Christus ist unter dem Kreuz zu Boden gestürzt, zwei Knechte, „braunes …, stämmiges Gesindel in kurzen Schurzröcken und ledernen Brustüberwürfen ohne Ärmel“, versuchen ihn hochzuzerren, und ein Soldat holt mit einer Keule nach ihm aus. Die von rechts ziehende Menge ist in Aufregung geraten, was besonders an einem Pharisäer zu erkennen ist, der rechts vorne mit erhobenem Zeigefinger auf Christus einredet.
Die Ursache des Niederstürzens Christi kommt hier weniger im Kreuz als im Charakter der Menschen, die es ihm aufgeladen haben, zur Anschauung. Dies ist nicht nur in den Gesichtern und Gesten zu lesen, sondern auch in der Bildgestalt. Das Zusammendrängen des Hintergrundes zu einem Über- und Nebeneinander um Christus lässt diesen scheinbar unter dem Druck der Figurenmasse niederstürzen. Die Fülle des Bildes, die kein von den Figuren unabhängiges Raumgefühl aufkommen lässt, die vorquellende Plastizität und Farberscheinung lassen aber auch den Betrachter die Bedrängung des Bildgeschehens sehr unmittelbar empfinden.
Betrachtungsgedanken: Dr. Egon Kapellari (Übersetzung/Translation: Heidi Steinwender); Dr. Rittinger
Erstellt am 13.2.2008