Achte Station – Jesus tröstet die klagenden Frauen
Eine große Menschenmenge folgte dem kreuztragenden Christus, wie das Lukasevangelium berichtet. Darunter waren auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Er wandte sich zu ihnen um, und sagte: „Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, weint über euch und eure Kinder. Denn es kommen Tage, da wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns!, und zu den Hügeln: Bedeckt uns!“
Mit diesen Worten weist Jesus in die Zukunft, in das Jahr 70 unserer Zeitrechnung, als der römische Feldherr Titus die Stadt Jerusalem auf schreckliche Weise zerstört hat.
„Die Dinge haben ihre Tränen“, hat der römische Dichter Vergil gesagt. Schon gar die Menschen haben ihre Tränen, und die Kirche bittet in einem alten Gebet sogar um die Gabe des Weinenkönnens, um die Gabe der Tränen über Schuld und Leid. Weinen können und trösten können sind Ausdruck wahrer Menschlichkeit.
Eighth Station: Jesus speaks to the women
A large crowd of people accompanied Jesus carrying His cross, as related in the gospel according to St. Luke. Among them were also women who bewailed and lamented Him. He turned to them and said: “Daughters of Jerusalem, do not weep for me but weep for yourselves and for your children. For behold, days are coming in which men will say to the mountains: ‘Fall upon us! ‘ and to the hills: ‘Cover us!’“
With these words Jesus was pointing to the future when in the year 70 according to our calendar the Roman general Titus would destroy the city of Jerusalem in a terrible way.
“Things have their tears“, the Roman poet Vergil once said. And of course people have their tears, and the Church even asks in an old prayer for the gift of being able to shed tears, for thegift of tears over sin and suffering. The ability to shed tears and the ability to comfort others are true signs of humaneness.
„Gleich vor dem Tore wendet sich aus der Landstraße rechts ein rauer, nicht breiter Weg einige Minuten mitternachtswärts zum Kalvarienberg hinauf … Unfern hiervon stand eine Schar von vielen weinenden und wehklagenden Frauen. Es waren teils Jungfrauen und arme Weiber mit Kindern aus Jerusalem …“
Die weit gegen die weinenden Frauen ausgestreckte Hand Christi ist Zeichen seiner Hinwendung zu ihnen inmitten der Menschenmasse und seiner Mahnung, deren ja nach Charakter verschiedenes Echo in ihren Gesichtern zu lesen ist. Der Menschenzug hat die Mauern Jerusalems verlassen und bewegt sich auf den links im Hintergrund sichtbaren Kalvarienberg zu. Das Kreuz erscheint hier förmlich als Anzeiger der Hauptbewegungen Christi, seiner Geh- und Blickrichtung, während seine Hand im Bildzentrum die vorderste Bildebene zu durchstoßen scheint und sich über die Frauengruppe hinweg direkt gegen den Betrachter wendet.
Betrachtungsgedanken: Dr. Egon Kapellari (Übersetzung/Translation: Heidi Steinwender); Dr. Rittinger
Erstellt am 13.2.2008