KIRCHENFÜHRER
Kirche St. Johann Nepomuk erbaut 1841-1846; Architekt Prof. Carl Rösner
01.. Altarwandbild von Leopold Kupelwieser
02.. Hochaltar aus Holz mit den 4 Evangelisten
03.. “Rosa Mystica” – Gnadenbild Maria Pötsch
04.. Sternenhimmel von Josef Geyling
05.. rechte Seitenwand (Kupelwieser / Geyling)
06.. linke Seitenwand (Kupelwieser / Geyling)
07.. Volksaltar von Erwin Plevan (1970)
08.. „Heiligen Geist“-Loch
09.. Kanzel
10.. Krippenfresko von Leopold Schulz
11.. Seitenaltar aus Marmor mit Mariahilf-Bild
12.. Kreuzweg von Josef Führich Station 1-14 (A-N)
13.. Beichtstuhl
14.. Statue des Hl. Judas Thaddäus von Antonovici (1943)
15.. Statue des Hl. Antonius von Antonovici (1943)
16.. Totengedenken (1951)
17.. Taufstein von Steinmetzfirma Wasserburger
18.. Auferstehungsfresko von Leopold Schulz
19.. Marienstatue
20.. Luster aus Messingguss
Geschichte der Pfarre und Kirche
Die Geschichte der Pfarre St. Johann Nepomuk beginnt mit der Verehrung eines Muttergottesbildes, einer Kopie des Gnadenbildes Maria Pötsch in St. Stephan.
Es wurde auch „Rosa Mystica in der Jägerzeile“ [2] genannt, und befindet sich heute auf dem Hochaltar der Nepomukkirche.
Wie die Legende berichtet, wurde dieses Bild zunächst im Haus Jägerzeile Nr. 7 auf dem Hausaltar eines herrschaftlichen Läufers in privater Andacht verehrt.
Eine Feuersbrunst im Jahre 1729 überstand es unversehrt und galt seither als wundertätig. Das Gnadenbild wurde in der Jägerzeile an einem großen Baum angebracht und darüber eine hölzerne Kapelle gebaut.
Die Bewohner der Jägerzeile schrieben es diesem Bild zu, dass sie 1730/31 von einer pestartigen Seuche verschont blieben.
Als 1734 ein schwerer Sturm den Baum zersplitterte, blieb das verehrte Bild wieder unversehrt und man beschloss, an der Stelle eine steinerne Kapelle zu errichten.
Diese Kapelle wurde 1736 fertiggestellt und dem erst 7 Jahre zuvor heilig gesprochenen Johannes Nepomuk geweiht.
Sie stand mitten in der Jägerzeile und bildete, als der Prater für die Bevölkerung geöffnet wurde, ein Verkehrshindernis. 1780 wurde die Kapelle abgerissen.
Im selben Jahr war in der Nähe des heutigen Standorts Baubeginn einer neuen Kirche unter Baumeister Franz Duschinger. Am 17. März 1782 wurde diese eingeweiht und 1786 zur Pfarrkirche erhoben.
Die Bevölkerung wuchs so schnell, dass 1835 der Neubau einer größeren Kirche geplant wurde. Diese heute existierende Kirche zum heiligen Johannes Nepomuk, mit der Front zur Praterstraße, wurde nach einem Plan von Prof. Carl Rösner (1804-1869) erbaut. Baubeginn war 1841, das Fest der Turmgleiche erfolgte 1843, die Weihe und Aufpflanzung des Turmkreuzes sowie die Glockenweihe feierte man 1844 und am 18. Oktober 1846 wurde die Kirche eingeweiht.
Der Kirchenbau
Neben vier anderen Architekten hatte Prof. Carl Rösner drei Pläne eingereicht. Sein Plan A, eine dreischiffige Emporenkirche, wurde schließlich ausgewählt und realisiert. Charakteristisch für das Bauwerk ist die typisch frühhistoristische flache Gliederung mit einem sparsamen, kleinteiligen Dekor.
Die Kirche ist ca. 45 Meter lang, 25 Meter breit sowie 19 Meter hoch und bildet zusammen mit dem Pfarrhof einen freistehenden blockförmigen Bau über rechteckigem Grundriss, dessen Vorderfront in die Praterstraße gerichtet ist und von einem mittig platzierten, siebzig Meter hohen, dreigeschoßigen achteckigen, schlanken Frontturm mit hohem Spitzhelm. überragt wird.
Über den drei Kirchenportalen befindet sich ein hohes Rundbogenfenster, das von zwei Nischen flankiert ist. Die Nischen beherbergen Figuren des heiligen Ferdinand (links, Franz Bauer) [23] und der heiligen Anna mit Maria (rechts, Josef Klieber) [22], die den Bezug zum damaligen Kaiserpaar, das die Kirche erbauen ließ herstellen.
Im März 1848 wurde in der Jägerzeile, die seit 1862 Praterstraße heißt, auf Barrikaden gekämpft. Dabei wurde auch die neu erbaute Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen und im Pfarrhof ein Lazarett untergebracht.
Am 15. März 1945 wurde die Kirche durch Bombentreffer schwer beschädigt, der Turm drohte einzustürzen; und auch die ursprüngliche, von Logy gebaute, große Orgel mit 32 Register wurde zerstört. Es erfolgte so rasch wie möglich der Wiederaufbau, der 1951 abgeschlossen wurde.
Gestaltung des Innenraums
Die ganze Altarwand wird vom großen, 1844 bis 1846 von Leopold Kupelwieser gemalten, Fresko beherrscht, das die Aufnahme des heiligen Johannes Nepomuk in den Himmel [1] darstellt.
Der thronende Christus ist von einer Schar Engel umgeben und hat Maria und Johannes den Täufer zur Seite. Unterhalb sitzen die in ihrem Heiligenschein namentlich bezeichneten Apostel. Der Engel rechts unten trägt ein Modell der Nepomukkirche, links unten ist die Moldaubrücke in Prag zu sehen.
Die Seitenwände [5,6] des Altarraums zeigen zuoberst die vier Kirchenlehrer Hieronymus und Ambrosius auf der linken und Gregor und Augustinus auf der rechten Wand. Darunter die Propheten Jesaia, Daniel, Jeremia, Baruch (links), Malachias, Ezechiel, Elias und David (rechts).
Die in Stuccolustro ausgeführte Ornamentmalerei von Josef Geyling ist hier noch lückenlos erhalten: Das Gewölbe zeigt auf dunkelblauen Grund goldene Sterne [4] und wird von einem schmalen Ornamentstreifen gerahmt.
Ursprünglich war das Gewölbe der gesamten Kirche so ausgeführt und auch alle Säulen waren bemalt. Diese Malereien wurden im Zuge diverser Renovierungen (1941, 1956, 1969) entfernt.
Die Stirnwände der Seitenschiffe zieren zwei große, von Leopold Schulz gemalte Fresken: Weihnachten (links) [10] und Auferstehung (rechts) [18].
Der von Josef von Führich von 1844 bis 1846 gemalte Kreuzwegzyklus [12] ist das wohl bedeutendste Werk der Kirche und besteht aus vierzehn 240 x 185 cm großen Freskobilder. Diesen Kreuzweg findet man als Kopie in hunderten Kirchen in aller Welt.
Weiterführende Information und Bilder vom Führichkreuzweg finden sie hier
Ausstattung
Im hölzernen, in Weiß und Gold gefassten, Hochaltar [3] stehen in den Nischen vier Gestalten aus dem Alten Testament, die auf die heilige Messe Bezug nehmen: Abel, Abraham, Melchisedech und Moses. Der Tabernakel wird von den vier Evangelisten und zwei anbetenden Engeln flankiert. In der Mitte des Altars ist seit 1970 das Gnadenbild „Rosa Mystika“ angebracht.
Volksaltar [7] und Ambo wurden 1969/70 nach Entwürfen von Architekt Erwin Plevan angefertigt.
Der Seitenaltar mit dem Mariahilf-Bild [11] an der Seitenwand des linken Seitenschiffes ist aus Carrara-Marmor und wurde 1853 geweiht.
Im rechten Seitenschiff befindet sich vorne der Taufbrunnen [17] aus der Bauzeit der Kirche. Im hinteren Bereich wurde 1951 ein Altar zum Totengedenken [16] errichtet.
Die neue Orgel [21] stammt aus der Werkstatt St. Florian in Oberösterreich, wurde 1989 fertiggestellt und am 16. Mai 1990 geweiht. Das Orgelgehäuse steht unter Denkmalschutz; es stammt aus der Stadtpfarrkirche in Krems. Das Instrument hat zwei Manuale und Pedalwerk mit insgesamt 27 Register.
Unter der Orgelempore stehen die 1943 entstandenen Statuen des Hl. Judas Thaddäus (links) [14] sowie des Hl. Antonius (rechts) [15].
Kunsthistorische Würdigung
Während der Bau als Ganzes in seiner kubischen Geschlossenheit und Flächenbetonung durchaus klassizistische Züge aufweist (vergleiche Schinkel, Werdersche Kirche, Berlin), verraten Detailmotive und gotisierende Formen im Ornament einen freien Umgang mit historischen, vor allem mittelalterlichen Vorbildern, wie er der Romantik eigen ist. Die Ungewohntheit dieses Stils hatte sogar die alte, aber falsche Legende entstehen lassen, dieser bau sei durch eine Verschmelzung dreier in verschiedenen Stilen gehaltenen Projekten Carl Rösners entstanden. Vor allem aber die Malereien im Inneren machen die Johanneskirche zusammen mit der übrigen Ausstattung, so wie es schon der Architekt selbst in seinem programmatischen Brief an den Kaiser forderte zu einem Gesamtkunstwerk, und zwar zu dem ersten der Romantik auf österreichischem Boden.
Der Kreuzwegzyklus Josef Führichs, der einen von ihm etwa ein Jahrzehnt vorher für die Kapellen des Laurenziberges in Prag entworfenen zur Grundlage hat, jenen aber in dramatischer Weise modifiziert, ist die erste monumentale Fassung dieses Themas überhaupt in der Kunst und vermag überdies noch den Kirchenraum bewegungsmäßig zu interpretieren, wie das bisher noch nie der Fall war. Eine neue, am Passionsgeschehen interessierte Seite der Romantik, wie sie auch in der zeitgenössischen Literatur zum Ausdruck kommt (Anna Katharina Emmerich), wird darin offenbar. ln diesen Fresken lässt sich eine deutliche Hinwendung zu Vorbildern der Spätrenaissance und des Manierismus, aber auch erstmals in der nazarenischen Monumentalmalerei – zu solchen der Dürerzeit feststellen. Auch Leopold Schulz ist eher manieristischen Vorbildern verpflichtet, während sich Leopold Kupelwieser mehr an solche der Früh- und Hochrenaissance hält.
Die Kirche und ihre Malereien wurden von der zeitgenössischen Kritik bewusst mit Schweigen übergangen, weil man sie in dem biedermeierlichen Wien nicht verstand und die Romantik außerhalb Österreichs schon durch neue Auffassungen verdrängt wurde.
Führichs Kreuzwegzyklus erschien bereits 1846 erstmals und später noch öfters im Druck, was ihm seine rasche Verbreitung sicherte und ihn bald zu einem der meistkopierten Kreuzwege werden ließ. Damit war ein Hauptziel der Nazarener erreicht, nämlich eine neue – und wohl bis heute letzte – Phase weltweiter Verbreitung dieser religiösen Bildgedanke im Volk Der Name und das Vorbild, das hinter den ungezählten Kopien stand, gerieten aber in Vergessenheit und fast scheint es, als hätten außer einigen „Eingeweihten“ nur immer die treuen Besucher der Johann-Nepomuk-Kirche selbst von der wahren Bedeutung ihres Kreuzweges gewusst. Nun ist Führichs Kreuzwegzyklus sicher das bedeutendste Kunstwerk in dieser Kirche, doch sahen wir, dass er keineswegs nur isoliert zu betrachten ist, sondern den integrierten Teil eines Architektur, Plastik und Malerei umfassenden inhaltlichen und ästhetischen Programmes bildet, das es rechtfertigt, die Kirche und ihre – ganze Ausstattung als Einheit im Sinne eines Gesamtkunstwerkes von hoher Bedeutung anzusehen.
Bernhard Rittinger (†)