Fünfte Station – Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
Als sie Jesus hinausführten, ergriffen sie einen Mann aus Cyrene namens Simon, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage. So lesen wir im Lukasevangelium über eine Begebenheit, an die in der fünften Station der kirchlichen Kreuzwegandacht erinnert wird.
Die Wächter Jesu erkennen seine Schwäche und ahnen seinen zweiten Sturz unter dem Kreuz. Er könnte noch vor der Hinrichtung sterben. In den Kreuzweg Jesu mündet aber der Heimweg jenes Landmannes Simon, der vom Felde, von der Arbeit kommt: vielleicht mit Gedanken an daheim, an die Familie, an den Feierabend. Er hat keine Beziehung zu diesem fremden Gefangenen, der sich nach Golgota schleppt. Doch unversehens stellt sich eine solche Beziehung her. Das Kreuz des anderen, das Kreuz Christi, wird ihm aufgeladen.
Wir wissen nichts über die Gefühle des Simon von Cyrene unter dieser fremden Last. Bewegten ihn Protest, Resignation oder gar Mitleid? Wir wissen es nicht. Aber wir kennen wohl Menschen, denen ebenfalls jählings ein Kreuz, eine ungewöhnlich große Lebenslast aufgeladen wurde und die dieses Kreuz als Teilhabe am Kreuz Christi verstehen und in wunderbarer Gelassenheit annehmen: als Last der Krankheit, als Last der Einsamkeit inmitten vieler Menschen.
Fifth Station: Jesus is helped by Simon
As they were leading Jesus away they grabbed a man by the name of Simon of Cyrene who was just coming in from the fields. They put the cross on his shoulders so that he could carry it behind Jesus. We can read in the gospel according to St. Luke about an episode of which we are reminded at the fifth ecclesiastical station of the cross.
Jesus’ guards recognize His weakness and presume He will fall a second time beneath the cross. He could even die before the actual execution. But Simon’s way home from the fields where he worked is crossed by Jesus’ Way of the Cross: maybe he was already relaxing with his family at home in his thoughts. He had no connection with this foreign prisoner who was trudging along the way to Golgotha. But inadvertently contact is made. Someone else’s cross, the Cross of Christ, is loaded upon him.
We know nothing of Simon of Cyrene’s feelings as he took on this strange load. Was he moved by protest, resignation or maybe even compassion? We do not know. But we do know people who are also burdened with a heavy cross and who accept it with composure, sharing Christ’s Way of the Cross: like the burden of illness, the burden of lonesomeness in the middle of a crowd.
Christus ist zwischen einem Henkersknecht, auf den er sich stützt, und Simon, der von rechts hinzutritt, mit dem Kreuz zu Boden gesunken, während die Soldaten auf Christus und Simon eindringen und sich Unmut in der Menge äußert.
Nicht so sehr die Hilfeleistung des Simon von Cyrene gelangt hier zur Darstellung als vielmehr das Zusammenbrechen Christi unter dem Ansturm der Menschen und dessen durch die frontale Haltung und den Blick gegen den Betrachter ausgelöster Appell, ihm zu helfen wie Simon. Auch hier veranschaulicht die Komposition das Geschehen im Sinne des moralischen Verursachers: Christus, eingespannt in sein Kreuz, bricht unter dem Druck einer keilförmig aus der hinter ihm vorbeiziehenden Figurenmasse geführten Stoßbewegung zusammen und kommt zwischen den beiden symmetrischen Seitenfiguren zum Stillstand. So werden alle gegen Christus und gegen den Betrachter andrängenden Kräfte derart festgehalten, dass das Bild eines dramatischen Augenblicks zu einem ausdrucksstarken Andachtsbild erstarrt.
Betrachtungsgedanken: Dr. Egon Kapellari (Übersetzung/Translation: Heidi Steinwender); Dr. Rittinger
Erstellt am 13.2.2008