Sechste Station – Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
Simon von Cyrene wurde gezwungen, Jesus zu helfen, indem er ein Stück Weges das Kreuz trug. Nicht das Evangelium, wohl aber eine ergreifende alte Legende erzählt darüber hinaus von einer Hilfe, die Jesus ohne Zwang und aus reinem Mitleid zuteil geworden ist.
Eine Frau mit Namen Veronika habe ihm ein Linnentuch gereicht, damit er sein mit Schweiß und Blut bedecktes Antlitz daran trocknen könne. Er nahm das Tuch, und indem er ihm sein Antlitz einprägte, machte er es zum Bild, zum Andachtsbild, zum Gnadenbild.
Die mittelalterliche Kunst hat viele Male das heilige Antlitz des Herrn auf dem Tuch der Veronika dargestellt, das von Veronika selbst oder von Engeln gehalten wird. Diesem Bild gilt das ergreifendste aller Passionslieder: „O Haupt voll Blut und Wunden,voll Schmerz und voller Hohn …“
Veronika tröstet Christus und lehrt den trösten, der Christus in der Gestalt mühseliger, beladener Menschen begegnet.
Sixth Station: Jesus and Veronica
Simon of Cyrene was forced to help Jesus by carrying the cross part of the way. Not a gospel, but a touching old legend relates the help which was given to Jesus without force and out of pure sympathy.
A woman named Veronica offered Him a linen cloth with which to wipe the blood and sweat from his face. He took the cloth and, by impregnating His face upon it, made it a picture for meditation, a miracle-working image.
Medieval art often portrayed this image of the Lord impregnated on Veronica’s cloth that is either held by her or an angel. …
Veronica comforts Jesus and teaches us to comfort Christ whom we encounter in the form of the troubled and burdened.
„Die Vorausziehenden versuchten vergebens, sie zurückzuweisen …, sie [Veronika] trat Jesus in den Weg, fiel auf die Knie und hab das Tuch, an einer Seite ausgebreitet, zu ihm auf … Jesus ergriff das Tuch … Die … Schergen ergrimmten über den Aufenthalt und noch mehr über die öffentliche Verehrung des Herrn und begannen Jesus zu schlagen und zu zerren …“
Christus kommt Veronika, aber auch dem Betrachter entgegen, und dieser folgt ihrem Blick zu Christus und dem nachfolgenden Menschenzug in die Tiefe des Bildes. Dabei erscheint der kreuztragende Heiland inmitten der dichtgedrängten Menge zwischen den beiden Schergen mit ihren symmetrisch-schraubenförmig gegen ihn geführten Bewegungen wie eingezwängt, gleichzeitig aber vorgedrängt und aufgehalten.
Betrachtungsgedanken: Dr. Egon Kapellari (Übersetzung/Translation: Heidi Steinwender); Dr. Rittinger
Erstellt am 13.2.2008