Siebte Station – Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
Seht, welch ein Mensch – Ecce homo! Das hat Pilatus dem Volk zugerufen, als er ihm den gegeißelten, mit Dornen gekrönten Christus gezeigt hat; ein vergeblicher Versuch, bei der Menge Mitleid für den Angeklagten zu erwecken.
„Seht, welch ein Mensch“, sagt auch das Bild der siebenten Kreuzwegstation dem Beschauer. Es stellt Christus dar, wie er ein zweites Mal unter der Last des Kreuzes strauchelt und zu Boden fällt. Er trägt eine fremde Last: die Last aller Schuld der Menschheit seit Adam. Taumelnd, strauchelnd stellt er den Menschen dar, der auf dem Weg seiner Menschwerdung sich immer wieder verfehlt, immer wieder fällt. Aus solcher Erfahrung formte sich das Sprichwort, dass auch der Gerechte siebenmal des Tages fällt. Und Augustinus, der vielleicht größte Lehrer der Kirche, nennt sein eigenes Leben vor der Bekehrung zu einem entschlossenen Christsein einen Strauchelweg.
Jesus, zum zweiten Mal zu Boden gefallen, erhebt sich neuerlich unter Aufbietung aller Kräfte. Herr, hilf auch uns, vom Falle aufzustehen – einmal, zweimal, immer wieder.
Seventh Station: Jesus falls a second time
Behold, the man – Ecce homo! (St. John)
This Pilate called to the people as he showed them the tortured Christ crowned with thorns; a fruitless effort to awaken compassion for the accused.
“Behold, the man“, is the message of the seventh station of the cross to the beholder. It depicts Jesus as He stumbles and falls a second time beneath the burden of the cross. He is carrying a foreign burden – the burden of all the sins of mankind since Adam. Stumbling and staggering He represents the people who, on the way to becoming humane, continually fall. From this experience comes the phrase that even the righteous fall seven times a day. St. Augustine, perhaps one of the Church’s greatest teachers, calls his own life from his conversion to becoming a resolute Christian a stumbling path.
Jesus, having fallen a second time, gets up again using all His might. Lord, help us, too, to rise up again from a fall – once, twice and always.
Ein Henkersknecht und ein Soldat bemühen sich, den unter dem Kreuz zu Boden gefallenen Heiland aufzurichten, indem der eine das Kreuz und der andere Christus packt. Es entsteht „eine Stockung im Zuge und ein Getümmel …“, und fast vermeint man den einen Pharisäer mit erhobener Hand schreien zu hören: „Auf, treibt ihn auf, er stirbt uns sonst unter den Händen.“
Die Reaktion auf den zweiten Sturz Christi ist das eigentliche Thema dieses Bildes. So werden nicht nur in den beiden Schergen, die Christus emporreißen, sondern auch in der Gleichgültigkeit der Soldaten und Empörung der Pharisäer extreme Möglichkeiten negativen Verhaltens darauf vor Augen geführt. Dies und wie dadurch der mitziehende Menschenzug aufgehalten wird, bringt auch die Komposition im Umriss der in zwei Blöcken zusammengefassten Figurenmenge des Hintergrundes sowie in dem strengen Figurengerüst des Vordergrundes zum Ausdruck. Jenes führt zu einer Verfestigung der Aktion mitten in der heftigsten Bewegung, aber auch zu einer rahmenden Hervorhebung Christi. Dabei bezieht die sich mit der Bewegung schichtenweise nach vorn hin steigernder räumlicher Entfaltung auch den Betrachter mit ein. Er befindet sich sozusagen noch im Aktionsradius der Christus in nächster Nähe umkreisenden Schergen.
Betrachtungsgedanken: Dr. Egon Kapellari (Übersetzung/Translation: Heidi Steinwender); Dr. Rittinger
Erstellt am 13.2.2008