Führich stellt hier nach seinen eigenen Worten dar, wie „dieser Pontius die heuchlerische Zeremonie der Händewaschung vornimmt, während der unschuldig verurteilte Heilige der Heiligen zum schauerlichen Tode fortgerissen wird“. Der dargestellt Moment interpretiert somit das an sich statische und anschauliche Thema der Urteilsverkündung dynamisch: als das Auslösen der Bewegung des Kreuzweges. Mit scharfem Realismus sind hier wie in allen folgenden Bildern die aus nächster Nähe gesehenen Personen vor allem in ihren Gesichtszügen charakterisiert. Sie zwingen den Betrachter, sich in sie zu vertiefen, lassen ihn nicht im Unklaren über die moralischen Hintergründe der Handlung und führen seinen Blick durch das Geschehen. Die bildbestimmte, aus den Hauptpersonen bestehende, diagonale, nach links größer werdende Figurenkette ergibt einen nach links und gegen den Betrachter anschwellenden Bewegungszug. Die Bewegungen werden aber durch Drehungen immer wieder in die Bildfläche zurückgelenkt und durch das dichte Beieinander der Aktionsträger von einer Nachbarfigur aufgehalten. Auch Plastizität, Buntheit und Helligkeit nehmen nach vorne hin zu, so dass die ganze Bildfülle nach vorn zu drängen, gleichzeitig aber in der Fläche zurückgehalten scheint. In höchst spannungsvoller und dynamischer Weise erleben wir so, gleichsam als reales Publikum des Pilatus, aus nächster Nähe die Abführung Christi nicht nur als eine Bewegung, die von uns weg- und an uns vorbeizieht, sondern als eine solche, die uns direkt bedrängt. |
Betrachtungsgedanken:
Dr. Egon Kapellari (Übersetzung/Translation: Heidi Fink-Steinwender); Dr.
Rittinger
Erstellt am 13.2.2008